Numerarierin mit vierzehneinhalb

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Ich schreibe zum ersten Mal, 16 Jahre, nachdem ich das Werk verlassen habe und nachdem die Wunden notdürftig vernarbt sind. Wenn ich dies tue, dann nicht aus Rache oder Erbitterung, wie man vielleicht verstehen könnte, denn nach so viel Zeit konnte manches gleichgültig werden, aber ich kann meine Erfahrung nicht der Vergessenheit preisgeben, und ich will nicht, dass viele andere Buben und Mädchen von der Erfahrung, die ich machen musste, verschont bleiben, dass sie mit dem Alter von vierzehneinhalb Jahren gezwungen werden, keine Kindheit und keine Jugend mehr zu haben.

Ich brachte alle Voraussetzungen mit, damit dieser Moloch mich verschlingen konnte:

  • Familie aus dem Mittelstand
  • Mutter Supernumerarierin
  • ältere Schwester Numerarierin
  • Schülerin in einem Gymnasium des opus dei
  • gute Schülerin, fügsam, mit Verantwortungsgefühl.

Wenn man all das zusammenmischt, bekommt man eine Numerarierin mit 14 Jahren, die alle ihre Jugendjahre damit verbracht hat, in Kreise zu gehen, Studienkonvivenzen und andere derartige Geschichten und die anderen Geschichten, und sie glaubte, wenn sie auch dabei betrogen war, dass sie schon Mitglied des Werkes war, auch wenn sie vor ihrer Großjährigkeit nicht dazugehörte.

Von da an war die Laufbahn einer jungen, arglosen und leichtgläubigen Numerarierin vorgezeichnet, die schließlich mit 22 Jahren mit Depressionen in einem psychiatrischen Krankenhaus landete, einer Depression, die nach Auffassung der behandelnden Ärzte vom Werk Gottes verursacht worden war.

Die Geschichte geht nicht schlecht aus; ich, die das geschrieben habe, bin heute Mutter von zwei wundervollen Töchtern, die wahrscheinlich sehr weit weg von der Geisteswelt des opus dei aufwachsen. Sie werden keine elitäre Schule besuchen, aber ein gesundes und normales Umfeld haben. Zumindest wird sich die Geschichte nicht wiederholen.

Ich hoffe, dass junge Leute von 14, 15, 16 oder 17 Jahren meine Geschichte lesen. Ich weiß, dass wir oft auf fremde Erfahrungen nicht achten, dass wir es vorziehen, alles in unserem Leben selbst auszuprobieren, aber ich möchte euch viel Leid, viel Traurigkeit ersparen. Alles das war für mich sehr traurig, so sehr, dass ich heute innerlich gefestigt bin und mich das, was war, nicht mehr so angreift. Aber ich bedaure es, dass ich keine Kindheit, keine Jugend hatte, und du, wenn du vorhast einzutreten, lass dir Zeit, und lebe jetzt dein Leben! Etwas später, mit 18 Jahren, wirst du sicher mehr Kriterien zur Verfügung haben als jetzt, um dich entscheiden zu können. Lass dich nicht davon beeinflussen, was der Direktor, die Direktorin, der Priester sagen. Sei dir selbst treu.

Und jetzt möchte ich noch ein Wort zu den Aasgeiern sagen, die sich auf vierzehnjährige Kinder stürzen. Du, Numerarier, Numerarierin eines Zentrums von St. Raphael, bedenke, dass du mit Kindern umgehst, dass du ihren schwachen Willen vergewaltigst. Bedenke, dass ein Minderjähriger sehr leicht zu beeinflussen ist. Wenn du ihm sympathisch bist, bist du sein Gott, und wahrscheinlich wird er alles machen, was du ihm sagst, so wie er den Coolsten in der Klasse in seiner Art, sich anzuziehen und sich zu geben nachmachen wird. Sag ihm, er soll vom Werk sein, und er wird es machen. Sag ihm, er soll Bungee-jumpen, und er wird es machen. Nur, weil du es ihm gesagt hast.

Hilflose Minderjährige unter Druck zu setzen reicht oft schon aus; man kann sie davon überzeugen, dass sie pfeifen sollen, einfach deshalb, weil sie schon vierzehneinhalb Jahre alt sind.

Schluss damit, mit wehrlosen Menschen zu spielen! Hände weg von dieser Wehrlosigkeit! Ich fühle mich als Opfer all dieser Machenschaften, als wehrloses Opfer, das von all dem gezeichnet ist, auch wenn ich wieder auf die Beine gekommen bin.

Die beste Entschädigung für mich wäre es zu erreichen, dass ein Bursche oder ein Mädchen, so wie ich es war, seine Meinung ändert und sich dazu entschließt, seinen eigenen Weg zu gehen und nicht das zu machen, was ein Numerarier oder eine Numerarierin in seinem Namen entscheiden hat.

Danke für eure Aufmerksamkeit, alle, die ihr Kinder wart und mit Gewalt und Hals über Kopf gezwungen worden sind, es nicht mehr zu sein, weil wir im falschen Moment am falschen Platz waren.

marife33